Ein Gastartikel von Anne Fürwentsches (Coach für Frauen)
Wie können wir unser Kind gelassen und mit Stärke begleiten, ohne uns dabei selbst zu vergessen? Was ist Resilienz und wie können wir sie lernen?
Ich bin Anne Fürwentsches, Mutter von Zwillingen (11 Jahre, nach einer kritischen Schwangerschaft als Frühchen zur Welt gekommen), lange alleinerziehend, mittlerweile aber glücklich mit meinem Mann in einer Patchwork-Familie.
Beruflich bin ich als Coach für Frauen da, die sich zerrissen fühlen zwischen ihren eigenen Bedürfnissen, der Familie und ggf. noch dem Job. Ich möchte, dass es Dir als Frau und Mutter gut geht und Du mit den Wellen des Lebens gehst, ohne Dich dabei selbst zu vergessen.
Wie bleibe ich nun gelassen bei meinem Kind UND bei mir, damit ich mein Kind bei seiner Sprachentwicklung gut fördern kann, ohne selbst auszubrennen?
Inhalt des Artikels
Unsicherheit, Angst und Wut: Wie sich Eltern mit sprachauffälligen Kindern häufig fühlen
Als Mutter eines Kindes, bei dem eine Sprachstörung zu beobachten ist, fühlen wir uns zunächst erst einmal komplett verunsichert. Wir sind in einer Situation, die wir so bisher nicht kannten und wir können sie natürlich auch überhaupt nicht einschätzen:
Ist das „normal“ (wobei ich mich gegen den Begriff innerlich wehre, denn wer sagt mir was normal ist und was nicht?)? Oder sollten wir einfach noch abwarten, bevor wir professionellen Rat suchen?
Für diese neue Situation haben wir auf die Schnelle kein Handwerkszeug zur Lösung und es wird uns verunsichern und möglicherweise auch Angst machen. Wir fühlen uns hilflos und es macht uns vielleicht auch manchmal wütend. Das Thema beschäftigt uns sehr viel in unserer Gedankenwelt und es fühlt sich manchmal an wie ein Karussell, das nicht aufhören will zu kreisen (tagsüber wie nachts). Vieles andere im Alltag tritt für uns in den Hintergrund. Was wir suchen, ist Sicherheit, Orientierung und Hilfe.
Wir als Eltern sind die einzigen, die die Verantwortung für diesen kleinen Menschen haben und möchten natürlich alles richtig machen. Wir lieben unser Kind von Herzen.
Bei dem Vergleich und Blick nach rechts und links stellen wir vielleicht fest, dass andere Kinder in dem Alter schon viel weiter sind. Der Vergleich, von dem wir uns vor allem Orientierung erhoffen, macht uns noch unsicherer, so dass unsere „resilienten Ressourcen“ als Mutter umso mehr gefordert sind.
Was ist Resilienz?
Resilienz kommt immer dann ins Spiel, wenn wir in unserem Leben vor einer gravierend neuen Lebenssituation stehen; einer „Krise“. Manchmal ertappen wir uns anfangs dabei, die Situation zu verdrängen und zu verneinen. Irgendwann stehen wir aber doch an dem Punkt, uns dem neuen Thema zu stellen…. und können dann vor allem die Resilienzfaktoren wie Akzeptanz und Optimismus sehr gut gebrauchen.
Um möglichst gut für unser Kind da sein zu können, kommt aber gleichzeitig auch das Thema Selbstfürsorge und der Ausgleich von Kraft geben und Kraft tanken ins Spiel. Wir können am besten und mit der größten Energie für unsere Kinder da sein, wenn wir auch für uns selbst sorgen und unsere Bedürfnisse wahr- / und ernst nehmen. Und das nicht mit zeitaufwendigen Mitteln, sondern im Alltag achtsam eingebunden.
Erster Schritt: Akzeptanz
Ein erster hilfreicher Schritt ist es, die Situation so wie sie ist, zu akzeptieren (erster Resilienzfaktor). Das bedeutet für uns nicht, dass wir sie im zweiten Schritt nicht versuchen zu verändern oder wir sie uns nicht anders wünschen. Es ist in erster Linie eine Momentaufnahme zu sagen, „Es ist so wie es ist und es in Ordnung so. Es darf sein“.
Wenn wir ehrlich zu uns sind, wehren wir uns als Mutter gegen die Diagnose „Sprachstörung“. Wir möchten nicht, dass unser Kind sehr wahrscheinlich einen Bedarf an Unterstützung hat. Wir möchten, dass es alles so verläuft, wie in unserer ursprünglichen glücklichen Vorstellung.
Wenn wir uns gegen die Situation wehren und damit kämpfen, verlieren wir viel Kraft, die wir gerade jetzt für unser Kind und uns selbst umso mehr brauchen.
Probiere es einmal aus: Kuschel Dich in Deinen Lieblingssessel, schließ die Augen, atme tief ein und aus und sprich Dir vor: „Es darf sein.“ 💛
Du nimmst die Situation so an wie sie ist …. Es wird in uns ruhiger und entspannter. Wir müssen nicht vergleichen. Keiner zwingt uns, uns gegenüber anderen zu erklären. Der Druck wird weniger spürbar.
Unser Kind ist immer noch dasselbe wie vor dem Moment, wo wir die Sprachstörung entdeckt haben. Es braucht uns, möchte geliebt werden und ist genauso liebenswert wie vorher. Nur in unserem Kopf verbinden wir in Gedanken die Sorgen und Aufgaben, die möglicherweise durch die Sprachstörung entstehen.
Zweiter Schritt: Im Hier und Jetzt bleiben
Hier bekommt die Achtsamkeit einen besonderen Stellenwert. In der Achtsamkeit gibt es zwei wundervolle Elemente. Zum einen werten wir (im ersten Schritt!) nicht, sondern nehmen zunächst alles an, wie es ist. Das ermöglicht uns einen klaren Blick auf die Situation und bewusste Reaktion von uns. Vergleiche mit anderen Kindern, die uns zweifeln lassen oder verunsichern könnten, werden weniger.
Zum anderen sind wir in der Achtsamkeit im Moment, im Hier und Jetzt. Das vereinfacht es uns, mit unserem Kind zu spielen und Zeit zu verbringen, ohne in Gedanken in der Zukunft bei der nächsten Sprachförderung zu sein oder dem anstehenden Gespräch mit Ärzten.
Gleichzeitig ermöglicht uns die Achtsamkeit auch wahrzunehmen, wie es uns geht. Was brauchen WIR, um mit der Situation umzugehen? Brauchen wir vielleicht eine „normale“ Kuscheleinheit mit unserem Kind ohne Grübeln und Nachdenken? Brauchen wir Abstand und Zeit für uns, unseren Sport, unsere Freundinnen oder für einen Spaziergang allein? Auch das: „Es darf sein“!
Wir dürfen es annehmen und vor allem spüren. Meist sagt unser Körper uns sehr genau, wo wir unsere Kraft auftanken dürfen, um sie geben zu können.
Denn natürlich sind wir immer noch Eltern, die die Sprachstörung fördern und verändern möchten. Wie möchten das Bestmögliche für unser Kind und werden es auch tun. Nur werden wir es viel besser schaffen, wenn wir uns im Blick haben und die Situation Schritt für Schritt so nehmen wie sie ist.
Dritter Schritt: Das Hamsterrad der Gedanken verlassen
Wir haben ein Ziel und es lohnt sich jeden Tag, den Weg optimistisch zu nehmen. Vielleicht gehen wir einen Tag einen kleinen Schritt, vielleicht auch einmal einen großen oder wir bleiben stehen. Was wir aber immer haben, ist der Moment!
Und das ist das Leben: Mit unserem Kind, mit der Familie und auch unser eigenes. Es lohnt sich, das Hamsterrad der Gedanken und Aufgaben, die mit Ärzten, Diagnosen etc. verbunden sind, zu verlassen und uns in das Hier und Jetzt zurückzuholen. Die Welle des Lebens, die uns hier begegnet, geht manchmal hoch und manchmal ebbt sie ab. Was wir am besten tun können, ist weiter atmen und die kleinen Dinge des Alltags auch einmal gelassen laufen zu lassen. Es wird…und es darf sein.
Alles Liebe, Eure Anne Fürwentsches
Coach für Frauen und Mütter
Du hast noch Fragen oder möchtest Dich auf dem Weg von mir begleiten lassen? Ich freue mich, Dich kennen zu lernen.
Anne Fürwentsches ist Coach für Frauen und Mütter und Fachfrau für Betriebliches Gesundheitsmanagement in der praktischen Gesundheitsförderung in Unternehmen. Ihre Ausbildung zur Achtsamkeits- und Meditationslehrerin sowie die Themen Resilienz und Mentale Gesundheit bilden die Basis meiner Arbeit und Lebenshaltung.
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