Was ist Nasenatmung und warum ist sie so wichtig?

Was ist Nasenatmung und warum ist sie wichtig?

Als Logopädin begegne ich vielen Kindern (und auch Erwachsenen), die sich angewöhnt haben, mit dem Mund statt mit der Nase zu atmen.

Doch warum ist die Nasenatmung wichtig? Und was kannst du tun, wenn dein Kind häufig durch den Mund atmet?

Was ist Nasenatmung im Gegensatz zu Mundatmung?

Nasenatmung ist die physiologische (natürliche) Ruheatmung. Bei der Nasenatmung wird komplett durch die Nase geatmet, sowohl beim Einatmen als auch beim Ausatmen. Der Mund ist dabei geschlossen und die Zunge liegt angeschmiegt am Gaumen.

Mundatmung ist eine sogenannte Notfallatmung: Wir nutzen sie, wenn wir besonders schnell Sauerstoff benötigen oder Nasenatmung nicht möglich ist. Dauerhafte Mundatmung kann aber vor allem bei Kindern viele ungünstige Folgen haben.

Nasenatmung verringert die Anfälligkeit für Infekte

Die Nase filtert die Einatemluft und erwärmt sie. Dadurch werden Krankheitskeime direkt abgefangen. Bei einer Mundatmung fehlt diese Filterfunktion der Nase. Kalte Luft strömt direkt und ungefiltert in die Lunge, so dass Mundatmer häufig infektanfälliger sind.

Ein ungünstiger Kreislauf beginnt: Denn bei vielen Kindern beginnt durch häufige Erkältungen die Rachenmandel anzuschwellen (umgangssprachlich “Polypen” genannt). Diese kann, wenn sie stark vergrößert ist, den hinteren Ausgang der Nase zum Rachen behindern. In Folge wird noch mehr durch den Mund geatmet.

Außerdem wird die Belüftung des Mittelohres bei Polypen erschwert, da die Rachenmandel die Röhre von der Nase zum Mittelohr verdecken kann. So können Paukenergüsse und Mittelohrentzündungen entstehen.

Die Folgen von Polypen auf die Nasenatmung
Eine vergrößerte Rachenmandel ist eine häufige Ursache für Mundatmung.
Bild aus: Ida und das Wunder der Atmung

Auch das Wachstum der Nasennebenhöhlen wird durch fehlende Nasenatmung beeinflusst: Die Nebenhöhlen der Nase sind bei Babys und Kleinkindern noch sehr eng. Die Nasenatmung sorgt dafür, dass sie sich ausweiten und wachsen. Bei ständiger Mundatmung bleiben die Nasennebenhöhlen eng und Entzündungen werden wahrscheinlicher.

Mehr zu den Zusammenhängen von Polypen, Paukenergüssen Atmung und Sprachentwicklung erfährst du hier.

Nasenatmung bewirkt, dass der Gaumen gut ausgeformt wird

Im Kleinkindalter sind Gaumen und Oberkiefer noch sehr formbar. Die Zunge ist bei Kindern dafür zuständig, den Oberkiefer so zu formen, dass er breit und flach wächst.

Hier liegt die Zunge oben am Gaumen.
Die Atmung erfolgt über die Nase.
Bild aus: Ida und das Wunder der Atmung

Wenn die Zunge aber ihre Ruhelage nicht oben am Gaumen einnimmt, sondern dauerhaft unten im Mund liegt, dann wächst der Oberkiefer schmal und hoch (der sogenannte „Gotische Gaumen“).

Dies hat Folgen für die Gesichtsform und für die Zähne. Denn wenn sich der Gaumen schmal und V-förmig statt breit und U-förmig (in Form der flachen Zunge) entwickelt, können verschiedene Zahnfehlstellungen entstehen. Dadurch reicht der Platz im Oberkiefer für die bleibenden Zähne oft nicht aus.

Oft wird vermutet, dass ein schmaler Gaumen und schiefe Zähne einfach vererbt sind. Aber nur 20% aller Zahnfehlstellungen, die kieferorthopädisch behandelt werden, sind rein genetisch bedingt (Quelle: Andrea Freudenberg, Kieferorthopädin, Skript 2023).

Nasenatmung wirkt beruhigend und erhöht die Schlafqualität

Vor allem ältere Kinder und Erwachsene haben sich angewöhnt, am Tag den Mund zu schließen, atmen aber im Schlaf viel durch den Mund. Dadurch ist der Schlaf weniger erholsam, denn bei Mundatmung ist die Sauerstoffversorgung niedriger als bei Nasenatmung. Dies liegt daran, dass in den Nasennebenhöhlen Stickstoffmonoxid gebildet wird, welches die Sauerstoffaufnahme der Blutgefässe erhöht.

Außerdem aktiviert Mundatmung den Sympathikus, das Nervensystem, welches für Kampf oder Flucht zuständig ist. Nasenatmung mit der Zungenruhelage oben am Gaumen wirkt dagegen beruhigend, da der Parasympathikus aktiviert wird, der für Entspannung und Regeneration zuständig ist.

Hinweise, dass dein Kind nachts durch den Mund atmet, können sein:

  • Schnarchen
  • trockene Lippen und rote Haut rund um den Mund
  • trockener Mund beim Aufwachen
  • größere Anfälligkeit für Karies, da die Zähne mit weniger Speichel umspült werden und sich die Mundflora bei Mundatmung ändert
  • Müdigkeit beim Aufwachen, auch wenn die Schlafdauer ausreichend ist
Ida und das Wunder der Atmung
Nasenatmung aktiviert das Entspannungssystem unseres Körpers.
Bild aus: Ida und das Wunder der Atmung

Was kannst du tun, um bei deinem Kind die Nasenatmung zu fördern?

Wenn du merkst, dass dein Kind ohne akute Erkältung häufig oder ständig durch den Mund atmet, dann ist eine HNO-ärztliche Untersuchung sinnvoll. Dort können medizinische Ursachen der Mundatmung ausgeschlossen oder behandelt werden, zum Beispiel eine vergrößerte Rachenmandel (Polypen), Allergien oder ein zu kurzes Zungenband.

Auch eine kieferorthopädische Beratung kann bei spezialisierten Ärzt*innen schon im Kindergarten- und Grundschulalter sinnvoll sein, am besten kombiniert mit logopädischer Therapie, um die Nasenatmung, die Zungenruhelage und das korrekte Schlucken zu lernen. Falls du selbst Mundatmer bist, kannst du übrigens auch als Erwachsener logopädische Therapie in Anspruch nehmen.

Auch im Alltag kann die Mund- und Kiefermuskulatur gestärkt und die Nasenatmung gefördert werden, zum Beispiel durch das Kauen harter Nahrungsmittel.

Schnuller oder Daumenlutschen können ebenfalls Mundatmung begünstigen. Denn wenn sich der Schnuller oder Daumen im Mund befindet, bleibt der Mund offen und die Zunge wird im Mund nach unten gedrückt. Das Abgewöhnen des Schnullers ist oft nicht leicht, weil er Kindern hilft, überwältigende Gefühle zu regulieren.

Weitere Infos und Tipps rund um den Schnuller findest du hier: Wie schädlich ist der Schnuller für die Sprachentwicklung?

Als Logopädin spreche ich mit vielen Eltern und Kindern über die positive Wirkung der Nasenatmung und üben spielerisch die Atmung mit der Nase. In diesen Gesprächen merke ich immer wieder, wie spannend Kinder die Atmung finden und welche guten Ideen sie selbst zum Angewöhnen der Nasenatmung haben.

Meine Erfahrung ist: Wenn ich mit Kindern auf Augenhöhe über die Atmung spreche und wir gemeinsam überlegen, wie wir uns die Nasenatmung angewöhnen können, sind Kinder mit Begeisterung dabei.

Weil mir ein Kinderbuch zu dem Thema Nasenatmung fehlte, habe ich vor Kurzem selbst eines geschrieben. In meinem Buch „Ida und das Wunder der Atmung“ findest du viele kindgerechte Infos und Spiele zur Atmung.

Der Elefant Elo hat Rüsselschnupfen und kann deshalb nur durch den Mund atmen. Das Problem: Elo ist der Star des Rüsselballteams und muss bis zur Weltmeisterschaft unbedingt wieder rüsselatmen können!

Zum Glück begegnet Elo dem Mädchen Ida. Ida hat viele gute Ideen, wie sie Elo helfen kann. Ob Elo es schafft, bald wieder mit seinem Rüssel zu atmen?

In diesem spannenden Kinderfachbuch erleben Kinder gemeinsam mit Ida und Elo, warum wir atmen, wie Atmung funktioniert und warum die Atmung ein echtes Wunder ist.

Hast du Fragen an mich zum Thema Nasenatmung? Dann schreibe mir gerne einen Kommentar ins Kommentarfeld und ich antworte dir so schnell wie möglich.

Herzliche Grüße, Wiebke


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Wiebke Schomaker Logopädin

Hallo, hier schreibt Wiebke!

Ich bin Logopädin, Autorin und Mutter von drei Kindern. Hier findest du Infos zur Sprachentwicklung und Tipps, wie du dein Kind beim Sprechenlernen kompetent und spielerisch begleiten kannst.

Viel Spaß beim Lesen! 🤩

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