Stifthaltung bei Kindern: Neue Erkenntnisse aus der Forschung, welche Stifthaltungen empfohlen werden

Stifthaltung bei Kindern: Welche Stifthaltung ist normal und worauf sollten Eltern achten?

Als Logopädin bekomme ich von Eltern manchmal Fragen zur Stifthaltung gestellt: Ist das so okay, wie mein Kind den Stift hält? Ab wann muss mein Kind den Stift richtig halten können?

Was ist überhaupt eine richtige oder falsche Stifthaltung?

Experten für Stifthaltung sind Ergotherapeutinnen und -therapeuten. Um mich selbst in Sachen Stifthaltung auf den neuesten Stand zu bringen, habe ich mich deshalb vor Kurzem mit der Ergotherapeutin Jana Becker unterhalten.

Vielleicht geht es dir wie mir: Ich selbst dachte, dass der sogenannte Dreipunktgriff der einzige Stiftgriff ist, der empfohlen wird (und den ich als Linkshänderin besonders schwierig finde).

Tatsächlich habe ich mich geirrt!

Denn im Gespräch mit Jana habe ich unter anderem erfahren, dass es inzwischen aktualisierte Empfehlungen zur optimalen Stifthaltung bei Kindern gibt. 

In diesem Artikel erfährst du, welche Stifthaltungen bei Kindern nach neuesten Erkenntnissen empfohlen werden, worauf du bei der Stifthaltung achten solltest und wie du diese fördern kannst.

Was ist die „richtige“ Stifthaltung?

Früher galt der dynamische Dreipunktgriff als die einzige korrekte Stifthaltung: Bei diesem Griff wird der Stift mit Daumen und Zeigefinger gehalten und liegt auf dem Mittelfinger auf. 

Der dynamische Dreipunktgriff

Heute gibt es aktualisierte Empfehlungen: Auch verschiedene Formen des Vierpunktgriffes gelten als ausgereift. Sie können ebenso zu einem gut lesbaren und entspannten Schriftbild führen.

Wenn dein Kind also

  • den Stift mit vier statt mit drei Fingern hält (dynamischer Vierpunktgriff), 
  • oder wenn der Daumen beim Schreiben über den Stift und den Zeigefinger gelegt wird (lateraler Drei- oder Vierpunktgriff),

kann auch dies als ausgereifte Stifthaltung gelten. 

dynamischer Vierpunktgriff
lateraler Vierpunktgriff

Diese Stifthaltungen gelten als funktionale Varianten, die völlig in Ordnung sind, solange das Kind flüssig schreiben oder malen kann, ohne zu verkrampfen.

Wichtig ist bei einer guten Stifthaltung unter anderem,

  • dass sich der Stift in der Daumenmulde befindet,
  • dass die Bewegung aus dem Handgelenk und den Fingern kommt,
  • dass die Bewegungen nicht verkrampft sind,
  • und dass die Schultern entspannt gesenkt sein können.
Hier ist die Stifthaltung trotz lateralem Vierpunktgriff entspannt.
Hier ist die Stifthaltung angestrengt und der Stift kann nicht gut geführt werden.

Weitere Hinweise und Fotos zu reifen und unreifen Stifthaltungen findest du in diesem Blogartikel von Jana Becker auf www.alltaetig.de.

Wann sollte mein Kind den Stift richtig halten können?

Der Faustgriff ist für Kleinkinder bis ca. 3 Jahren typisch. Dabei wird der Stift mit der ganzen Faust umfasst und die Malbewegungen kommen aus dem Arm heraus.

Faustgriff: typisch für Kleinkinder

Diese anfangs normale Stifthaltung wird in der Regel mit drei bis vier Jahren durch den Drei- oder Vierpunktgriff abgelöst. Die Hand wird beim Malen zunehmend beweglicher, die Haltung effizienter.

Zur Einschulung wäre es ideal, wenn ein Kind den Stift funktional und ermüdungsarm halten kann. Das bedeutet: Es kann längere Zeit malen oder schreiben, ohne dass die Hand verkrampft.

Wenn im Vorschul- und Grundschulalter noch Schwierigkeiten auftreten, kann eine ergotherapeutische Beratung oder Behandlung hilfreich sein. 

Was fördert eine gute Stifthaltung?

Die Grundlagen für eine gute Stifthaltung wie Feinmotorik und Koordination von Hand und Augen lassen sich gut im Alltag stärken. Hier sind ein paar Ideen:

Durch verschiedene Malimpulse kann die Stifthaltung zunehmend ausgereifter werden, zum Beispiel durch

  • Sprechzeichnen (das Malen einfacher Formen, während ein kindgerechter Reim gesprochen wird)
  • Malreime, die Sprache mit Malen verbinden, erste Erfolgserlebnisse schaffen und das Malen spannender gestalten

Kreative Ideen zum Sprechzeichnen und lustige Malreime findest du hier auf meinem Blog:

Weil ich Malreime und das Sprechzeichnen sehr gerne zur Sprachförderung und in der logopädischen Therapie nutze, habe ich inzwischen viele eigene Reime erfunden. 80 neue Reime findest du in meinem Buch:

REIMEN, MALEN, SPRECHEN LERNEN ein Buch mit vielen Malreimen und Ideen zum Sprechzeichnen

Direkt griffbereit und zum leichten Kopieren:

In „Reimen, Malen, Sprechen lernen!“ bekommst du viele kreative Malreime und Bilder zum Sprechzeichnen!

  • eingeteilt in die vier Jahreszeiten
  • mit Link zum Download aller Reime
  • und mit zwei Begleitvideos, in denen ich genau zeige, wie mit Malreimen und dem Sprechzeichnen die Sprache gestärkt werden kann.

Ich wünsche dir und deinem Kind viel Spaß beim Malen, Schreiben und Entdecken!

Hast du Fragen zur Stifthaltung? Dann schreibe sie gerne in die Kommentare.

1 Kommentar zu „Stifthaltung bei Kindern: Welche Stifthaltung ist normal und worauf sollten Eltern achten?“

  1. Pingback: Sprechzeichnen: Aus einem kleinen Schneckenhaus - starke sprache

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Wiebke Schomaker Logopädin

Hallo, hier schreibt Wiebke!

Ich bin Logopädin, Autorin und Mutter von drei Kindern. Hier findest du Infos zur Sprachentwicklung und Tipps, wie du dein Kind beim Sprechenlernen kompetent und spielerisch begleiten kannst.

Viel Spaß beim Lesen! 🤩

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