Keine Lust zu üben? 5 Tipps, wie Übungen in der Logopädie Spaß machen können

5 Tipps, damit logopädische Übungen Spass machen

Logopädische Übungen sind für viele Familien eine echte Herausforderung. Der Familienalltag ist sowieso schon hektisch und voll. Und dann sagt die Logopädin auch noch: „Bitte diese Übung täglich machen!“

Mit der Ergotherapeutin Jana Becker habe ich mich darüber ausgetauscht, wie sich logopädische Übungen sinnvoll und unkompliziert in den Familienalltag integrieren lassen und gleichzeitig Kinder motivieren. Denn wie herausfordernd regelmäßige Übungen und Hausaufgaben für Eltern sein können, wissen wir beide als dreifache Mütter nur allzu gut!

Hier folgen unsere 5 besten Tipps, wie logopädische Übungen in den Alltag passen und Kindern Spaß machen.

Tipp 1: Lerne mit Bewegung

Bewegung wirkt auf die meisten Kinder sehr motivierend. Beim Bewegen sind die Sinne wach, das Gehirn wird gut durchblutet und Kinder sind oft besonders aufnahmefähig.

Die meisten logopädischen Übungen lassen sich mit Bewegung verbinden, zum Beispiel so:

  • Aussprache von K üben: Ihr übt gerade das Sprechen eines bestimmten Lautes, zum Beispiel „k“? Das geht auch mit Bewegung. Malt Hüpfkästchen („Himmel und Hölle“) mit Kreide auf den Boden und schreibt in 2-3 Kästchen ein K. Beim Hüpfen in dieses Kästchen wird ein „k“ gesprochen oder ein Wort mit „k“ gesagt.
  • Artikel üben: Einer ruft „der“, „die“ oder „das“, alle Kinder laufen los und suchen einen Gegenstand mit passendem Artikel.
  • Aussprache von T üben: Tippt mit der Fingerspitze einen Luftballon zwischen euch hin und her und sprecht dabei ein kurzes „t“.
Mit einem Luftballon logopädische Übungen machen

Extra-Tipp: Sprecht gemeinsam Wörter mit einem Luftballon in der Hand. Könnt ihr die Vibration spüren? So lässt sich die Stimme für Kinder sehr anschaulich darstellen.

Tipp 2: Nutze Wege und Wartezeiten

Auf dem Weg zum Kindergarten oder beim Warten auf den Bus lässt sich die Zeit gut für kleine Sprech- und Ratespiele nutzen:

  • Zungenbrecher mit einem bestimmten Buchstaben bzw. Laut erfinden. Hier findest du 111 Zungenbrecher zur Inspiration.
  • Möglichst viele Quatschreime zu einem Wort ausdenken
  • „Ich sehe was, das du nicht siehst“ spielen
  • Tierrätsel stellen: Einer überlegt sich ein Tier, die anderen dürfen Ja/Nein-Fragen stellen.

Extra-Tipp: In meinem Logopädie-Leitfaden für 0€ zeige ich dir 5 Strategien, wie du spielerisch und nebenbei die Aussprache deines Kindes fördern kannst (ohne zu korrigieren).

Tipp 3: Beziehe alle Sinne mit ein

Kinder brauchen sinnliche Informationen, um sich ein neues Wort gut merken zu können. Denn dann werden die Sinneseindrücke direkt mit der Wortform und der Bedeutung des Wortes verknüpft.

In der Ergotherapiepraxis hat Jana schon oft erlebt, wie Kleinkinder besonders durch taktile Wahrnehmungsreize beginnen, intensiv zu lautieren und zu brabbeln.

Auch in der logopädischen Therapie nutze ich Sinnesangebote, zum Beispiel Spielschaum. Während Kinder den Schaum intensiv spüren, sind sie besonders fokossiert und aufnahmefähig. Diese hohe Konzentration nutze ich, um zeitgleich den Wortschatz, die Grammatik oder die Aussprache zu fördern.

Für den Familienalltag eignen sich zum Beispiel:

  • Matschen mit Sand und Wasser in der Sandkiste
  • Eincremen und Massieren, dabei zum Beispiel eine Geschichte erzählen
  • Spiele mit Schaum in der Badewanne oder als Spielschaum in der Schüssel
Spielschaum als logopädische Übung

Hier findest du eine Anleitung, wie du Spielschaum ganz einfach selbst herstellen kannst.

  • Mit Knete spielen
  • Kuchenteig mit den Händen kneten oder Keksteig formen

Extra-Tipp: Beim Backen von Keksen lässt sich wunderbar die Aussprache des Lautes K fördern. Betone dazu ein wenig das „k“, während ihr Kekse backt. So kann dein Kind den Laut K besonders gut wahrnehmen – das fördert die richtige Aussprache.

Tipp 4: Überlege mit deinem Kind gemeinsam, wie ihr üben wollt

Überlege gemeinsam mit deinem Kind: Wie können wir das Üben schön und lustig für dich machen? Jana und ich waren schon oft erstaunt, auf welche tollen Ideen Kinder kommen, wenn sie mitbestimmen dürfen.

Viele Kinder haben ein großes Bedürfnis nach Selbstbestimmung, das du mit diesem Tipp erfüllen kannst.

Sehr hilfreich ist es, wenn ihr euren Plan aufschreibt und genau festlegt:

  • Was üben wir?
  • Wann üben wir?
  • Warum üben wir das?

Besonders motivierend sind Kästchen zum Abhaken, um auf einen Blick zu sehen: Das habe ich schon geschafft!

Wie einen Vertrag könnt ihr euren Plan unterschreiben und gemeinsam stolz sein, wenn ihr alle Kästchen abgehakt habt.

Der Plan kann ganz einfach sein, so wie hier:

ein plan für logopädische Übungen

Das Besprechen der Ziele ist auch eine gute Idee für Kinder mit hohem Störungsbewusstsein. Denn nicht immer verweigern Kinder logopädische Übungen, weil sie „keine Lust“ haben. Manchmal finden sie es beängstigend, sich mit etwas zu beschäftigen, was sie nicht gut können.

Der Plan kann euch helfen, ein Growth Mindset zu entwickeln. Ich erkläre das Growth Mindset an einem Beispiel: Ein Kind ersetzt das SCH mit einem S. Es ist davon überzeugt: „Ich kann das SCH halt nicht.“ Vielleicht denkt es insgeheim auch: „Ich schaff‘ das nie!“

Euer Gespräch über Ziele und die kleinen Schritte zum Ziel können deinem Kind helfen zu erkennen: „Okay, noch schaffe ich es nicht, an das SCH zu denken. Aber Schritt für Schritt werde ich es schaffen!“

Ein gemeinsam entwickelter Plan kann auf diese Weise helfen, dass dein Kind eine positive Einstellung zum Lernen entwickelt und erlebt: „Wenn ich etwas noch nicht kann, muss das nicht für immer so bleiben. Mit kleinen Schritten kann ich mein Ziel erreichen.“

Tipp 5: Mach es kurz!

Die Konzentrationsspanne von Kindern im Kindergartenalter ist oft kürzer als Eltern vermuten. Es ist deshalb völlig normal, wenn sich dein Kind nach ein paar Minuten nicht mehr gut konzentrieren kann.

Viele logopädische Übungen (zum Beispiel das Heraushören eines Lautes aus einem Wort) sind anstrengend für Kinder, auch wenn sie in Spiele verpackt sind.

Wenn täglich geübt wird, können schon 3 bis 5 Minuten große Effekte erzielen. Und wenn dann mal an einem besonders hektischen Tag die logopädischen Übungen ausfallen, ist das auch nicht schlimm.

Extra-Tipp: Mit Spielen lässt sich auf motivierende Weise die Konzentration fördern. Auf Janas Blog findest du eine Übersicht über die besten Konzentrationsspiele für Kinder.

Das Spiel „Wilde Farbensuche“ kombiniert beides: Förderung der Konzentration und der Aussprache (vor allem von SCH). Das Material zu diesem Logopädie-Spiel bekommst du von mir kostenlos.

Förderung der Aussprache von SCH

Diese Tipps sind im Austausch mit der Ergotherapeutin Jana Becker entstanden.

Jana arbeitet seit fast 20 Jahren mit großer Begeisterung als Ergotherapeutin. Sinnvolle Anregungen zur Entwicklungsförderung in den Alltag von vielen Kindern zu bringen, liegt ihr besonders am Herzen. Auf Janas Website www.alltaetig.de und auf Janas Instagram-Account @alltaetig findest du viele weitere wertvolle Tipps und Ideen zur Förderung.


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Wiebke Schomaker Logopädin

Hallo, hier schreibt Wiebke!

Ich bin Logopädin, Autorin dieses Blogs und Mutter von drei Kindern. Hier findest du Infos zur Sprachentwicklung und Tipps, wie du dein Kind beim Sprechenlernen kompetent und spielerisch begleiten kannst.

Viel Spaß beim Lesen! 🤩

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