Bildschirmzeit von Kindern

Umgang mit Medienkonsum von Kindern: 9 Eltern erzählen

Wenn du Kinder hast oder beruflich mit Kindern arbeitest, dann weißt du: Das Thema „Medienkonsum von Kindern“ ist umstritten! 

Auf meinem Blog habe ich gefragt: Was ist deine Meinung zum Medienkonsum von Kindern? Welchen Weg habt ihr als Familie gefunden, mit digitalem Medienkonsum umzugehen?

9 Eltern und pädagogische Fachkräfte haben zu dieser Frage ihre ganz persönliche Sichtweise auf das Thema beschrieben. Vielleicht helfen dir diese Blickwinkel, euren individuellen Umgang mit Medienkonsum zu finden.

Freya: „Dieses Eintauchen ins Geschehen auf dem Bildschirm war unserem reizoffenen Kleinkind ein Leichtes – und wir wussten nicht so recht, was wir davon halten sollten.“

Freya ist Mama von zwei Kleinkindern. Sie beschreibt, wie sich ihre Sichtweise auf den Medienkonsum ihres älteren Kindes verändert hat und welchen Weg sie inzwischen gefunden haben, mit dem „Suchtfaktor Bildschirm“ umzugehen:

„Und so stellte ich immer öfter fest, dass er selbst bei den verlockendsten Unternehmungen nach der Kita einfach keinen Bock hatte, sondern lieber nach Hause wollte – zum Fernsehen, wie sich dann herausstellte, sobald wir ankamen.

Seither wird nur noch am Wochenende ferngesehen. Ohne zeitliche Begrenzung, aber mit Augenmaß. Meistens ist es ein Film am Morgen, nach dem unter Gegrummel der Fernseher ausgemacht wird, und vielleicht noch eine Stunde Serienschauen während Ats spätem Mittagsschlaf. Dabei zwingen wir die Kinder übrigens nach Möglichkeit nicht zum Abbruch mitten in einem Abenteuer. Damit können wir alle gut leben und nehmen das sogar oft als Quality Time wahr, indem wir uns zu dritt oder zu viert aufs Sofa kuscheln.

Freya ist Coachin für Mütter. Auf ihrem Blog „Mutterworte“ schreibt sie über Matreszenz. Ihren Blogartikel „Unser Weg mit der Bildschirmzeit“ findest du hier.

Jenni: „Wie kann ich meinen Kindern einen achtsamen Umgang mit digitalen Medien vorleben?“

Jenni macht sich Gedanken, ob und wie Achtsamkeit mit digitalen Medien möglich ist und Kindern vorgelebt werden kann.

Um Antworten auf diese Fragen zu finden, hat Jenni einige Bücher zur Medienkompetenz von Kindern gelesen. Zwei Bücher empfiehlt sie besonders:

Buchtipp 1: Begleiten statt verbieten – Als Familie kompetent und sicher in die digitale Welt“ von Leonie Lutz und Anika Osthoff

Buchtipp 2: Screen Teens – Wie wir Jugendliche in die digitale Verantwortung begleiten“ von Jessica Wawrzyniak

Jenni schreibt auf ihrem Blog „SonnenKinderLeben“ über ein bedürfnisorientiertes und gleichberechtigtes Familienleben. Ihren Blogartikel zum Thema „Digitale Balance: Mit Kindern über Medienkompetenz reden“ findest du hier.

Andrea: „Ich habe Angst, dass meine Tochter mit eigenem Handy wichtige Erfahrungen verpasst“

Die meisten Kinder bekommen spätestens in der 5. Klasse das erste eigene Smartphone. Andrea ist alleinerziehende Mama einer elfjährigen Tochter. Sie vermutet, dass ihre Tochter bald das einzige Kinder in ihrer Klasse ohne eigenes Handy sein wird.

Warum sich Andrea entschieden hat, mit dem eigenen Handy für ihre Tochter noch zu warten, begründet sie so:

„Wie lange ich das durchhalte, keine Ahnung. Aber ich stelle mir vor, dass der Stress, den wir aufgrund fehlender Regulationsfähigkeit haben würden kräftezehrender wäre, als der Stress, den die zu erwartenden Diskussionen auslösen werden.

Ich habe Angst, dass mein Kind etwas verpasst, wenn ich ihm ein Smartphone zur Verfügung stelle, obwohl es noch lange nicht reif dazu ist. Nämlich, dass es wichtige Erfahrungen verpasst, die Kinder und Jugendliche in der echten Welt machen müssen, um zu gesunden, sozial verträglichen und resilienten Menschen heranzuwachsen.“

Andrea hilft alleinerziehenden Mamas von Kindern unter 7 Jahren, ihr Kind gut durch die Trennung zu begleiten und das neue Leben zu meistern. Ihren Blogartikel zu der Frage „Wann ist mein Kind alt genug für ein Handy?“ findest du hier.

Hedi: „Wir sehen das Thema Medienkonsum eher locker“

Hedi erklärt, warum sie auf Bildschirmzeit nicht verzichten und sie als notwendig in der heutigen Zeit ansehen:

„Wir sehen das Thema Medienkonsum eher locker – würde ich sagen. Es gibt Tage da darf mehr geschaut werden, an anderen Tagen wird gar nicht geguckt oder viel weniger.

Der große junge Mann ist nun schon 6 Jahre alt und darf natürlich, wie andere Kinder in seinem Alter auch, fernsehen. Eine Einschränkung unsererseits erfolgt nur, wenn wir merken dass es überhand nimmt. Also wenn nichts anderes mehr wichtig ist. Oder wenn überwiegend das Gesehene für Gesprächsstoff sorgt.

Aus unserer Sicht führt ein Verbot nur dazu, dass der Medienkonsum vom Kind überbewertet wird. Vielleicht kennst du auch noch aus deiner Kindheit die Situation, als die Süßigkeiten von der Mama versteckt wurden und du heimlich alle Schränke abgesucht hast um Nachschub zu finden? Genauso ist es meiner Meinung nach auch mit dem Medienkonsum.

Ein weiterer Grund für den freien Medienkonsum ist, dass wir einfach auch mal eine Verschnaufpause brauchen. Ohne nennenswerte familiäre Unterstützung und 24/7 beide Kinder um uns herum, benötigen wir auch ein paar Minuten, um wichtige Dinge wie Verträge abschließen oder die Steuererklärung machen, auch in Ruhe erledigen zu können.

Hedi schreibt auf ihrem Blog „Mini Greeni“ über nachhaltiges Leben und finanzielle Vorsorge. Ihren Blogartikel „Medienkonsum bei Kindern – Wie wir als Eltern die Balance finden“ kannst du hier lesen.

Birgit: „Wenn Eltern möchten, dass ihre Kinder weniger Zeit vorm Smartphone oder Tablet verbringen, müssen sie selbst ein Vorbild sein“

Birgit erzählt, wie sie als Psychologin und Lerntherapeutin über Bildschirmzeit von Kindern denkt:

„Die Bildschirmzeit sollte limitiert und so kurz wie möglich gehalten werden. Das ist meine Meinung, aber ich weiß auch, dass das unrealistisch ist. Kinder wachsen mit allerlei elektronischen Geräten auf.

Schon im Säuglingsalter haben die Eltern ständig ein Handy in der Hand. Das Baby lernt also, dass dieses Ding spannender ist als es selbst, denn die Eltern verbringen ja viel Zeit damit. Somit wirkt ein Handy für ein kleines Kind extrem spannend und wichtig und das will es dann natürlich auch haben.“

Birgit schreibt auf ihrem Blog u.a. über Legasthenie und Dyskalkulie. Ihren ganzen Blogartikel zu der Frage „Wie lange darf ein Kind am Handy sein?“ findest du hier.

Ulrike: „Je mehr Zeit meine Kinder vor dem Bildschirm verbringen, desto weniger Zeit haben sie für die direkte Interaktion mit der Umwelt.“

Ulrike ist es wichtig, dass ihre Kinder einen gesunden Umgang mit digitalen Medien lernen.

Sie schreibt:

„Bildschirme sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken, und es ist unrealistisch, sie komplett zu verbannen. Viel wichtiger ist es, einen gesunden Umgang damit zu finden.

Für mich steht im Vordergrund, meinen Kindern die Fähigkeiten und das Vertrauen zu vermitteln, die sie brauchen, um später selbstbestimmt und verantwortungsvoll durchs Leben zu gehen. Dabei ist es entscheidend, dass sie ihre eigenen inneren Bilder entwickeln und nicht nur fremde Eindrücke übernehmen.

Indem ich ihre Bildschirmzeit bewusst steuere, die Inhalte prüfe und gemeinsam mit ihnen erlebe, sorge ich dafür, dass sie genügend Raum für direkte Erfahrungen und soziale Interaktion haben. Denn am Ende zählt, dass sie nicht nur Konsumenten von Medien sind, sondern aktive Gestalter ihres eigenen Lebens und ihrer inneren Welt.“

Ulrike unterstützt Mütter dabei, sich selbst zu priorisieren. Ihren Blogartikel „Bildschirmzeit von Kindern – so denke ich darüber“ findest du hier.

Maria: „Meine Vorstellung: Am besten so spät wie möglich. Doch dann kam die Realität.“

Maria ist Erzieherin und Mutter eines Sohnes. Sie schreibt darüber, wie schwierig sie es findet, ihrem Kind gegen ihre eigene Überzeugung Onlinespiele zu erlauben:

„Sowohl als Mama als auch als Erzieherin weiß ich, dass digitale Medien eine Auswirkung auf die Entwicklung unserer Kinder haben. Doch, wie geht man als Elternteil damit um, wenn es plötzlich um das Thema Bildschirmzeit von Kindern, vom eigenen Kind, geht?

Entweder du lässt dein Kind nicht spielen. Dein Kind kann dementsprechend nicht mitreden, nicht mit spielen und wird ausgegrenzt.
Oder du lässt dein Kind spielen, gehst das Risiko der Auswirkungen auf die Entwicklung deines Kindes ein und erhältst seine Freundschaften.“

Maria schreibt auf ihrem Blog über bedürfnisorientiertes Familienleben. Ihren Artikel „Bildschirmzeit von Kindern“ findest du hier.

Andrea: „Unser Gehirn ist evolutionär nicht darauf vorbereitet.“

Andrea ist Mentaltrainerin und beschreibt ihre Sicht auf die Auswirkungen von Medien auf das Gehirn und Verhalten:

„Unser Gehirn ist evolutionär nicht darauf vorbereitet, die intensive Reizüberflutung moderner Medien zu verarbeiten. Besonders betroffen ist das sogenannte Reptiliengehirn, unser ältester Gehirnbereich.

Dieser Teil unseres Gehirns, der für grundlegende Überlebensinstinkte wie „Kampf oder Flucht“ verantwortlich ist, interpretiert die ständigen visuellen und auditiven Reize der Medien als eine dauerhafte Bedrohung.

Seine Hauptaufgabe besteht darin, uns vor Gefahren zu schützen, indem es Alarm schlägt, sobald es etwas Bedrohliches wahrnimmt. Doch diese „Gefahren“ sind heute nicht mehr wilde Tiere vor unserer Höhle, sondern die unzähligen visuellen Reize, lauten Geräusche und die Menge an Informationen, die uns täglich überfluten. 

Dein Gehirn gerät in einen kontinuierlichen Kampf-oder-Flucht-Modus, was zu chronischem Stress, Angstzuständen und Erschöpfung führt.“

Wie Eltern einen gesunden Umgang mit Bildschirmzeit vermitteln und die Vorteile digitaler Medien nutzen können, erklärt Andrea in ihrem Blogartikel „Wie beeinflussen Medien unser Leben?“

Anke: „Irgendwann habe ich die Kindersicherung entfernt und meine Jungs in die Eigenverantwortlichkeit entlassen.“

Anke hat zwei Söhne im Alter von 15 und 16 Jahren. Sie findet das Gespräch über Gefahren, aber auch das Interesse an dem, was ihre Söhne am PC spielen, wichtig:

„Ich habe mich immer interessiert, was am PC gespielt wurde und war ihnen bei Problemen behilflich. Vor allem wollte ich wissen, womit sie ihre Zeit verbringen. Wir haben schon zu Beginn immer wieder über Gefahren gesprochen, wie zum Beispiel keine persönlichen Daten weitergeben und besonders zu Anfang nur mit bekannten Freunden online spielen.

Leider habe ich meine Jungs nie zum Lesen motivieren können. Bücher haben es in so einer digitalisierten Welt echt schwer. Während wir noch mit Büchern aufgewachsen sind, haben meine Jungs nie einen Bezug zu diesem analogen Medium gefunden. So entsteht kein Kopfkino, sondern alles wird vorgegeben.

Die nächste Generation wächst so auf und wird hoffentlich eine Balance zwischen analoger und virtueller Welt finden. Als Mutter habe ich zeitweise darauf Einfluss genommen und gehabt, dieser schwindet aber nun.“

Anke ist Tierärztin und schreibt auf ihrem Blog über moderne Landwirtschaft. Ihren Artikel „Meine Gedanken zur Bildschirmzeit für Kinder“ findest du hier.


Vielen Dank an alle 9 Teilnehmerinnen meiner Blogparade „Bildschirmzeit von Kindern“!

Ich fand es so spannend zu lesen, wie sich eurer Umgang mit digitalen Medien unterscheidet, sich mit dem Alter von Kindern verändert und gleichzeitig ein gemeinsamer Nenner zu finden ist: Der große Wunsch, dass unsere Kinder eine gesunde und differenzierte Nutzung digitaler Medien lernen.

Dazu habt ihr eure Wege, Tipps und auch Fehler und Rückschläge mit uns geteilt. Danke für die Offenheit.


Hallo an alle Leser*innen, was ist deine Sicht auf Bildschirmzeit und Medienkonsum? Schreib sehr gerne einen Kommentar unter diesen Blogartikel oder unter einen Blogartikel der Blogparaden-Teilnehmer*innen.

Ich freue mich, von dir zu lesen.

Herzliche Grüße, Wiebke

1 Kommentar zu „Umgang mit Medienkonsum von Kindern: 9 Eltern erzählen“

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Wiebke Schomaker Logopädin

Hallo, hier schreibt Wiebke!

Ich bin Logopädin, Autorin dieses Blogs und Mutter von drei Kindern. Hier findest du Infos zur Sprachentwicklung und Tipps, wie du dein Kind beim Sprechenlernen kompetent und spielerisch begleiten kannst.

Viel Spaß beim Lesen! 🤩

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