Wer mit seinem Kind mit Babygebärden kommunizieren möchte, bekommt bei ihr kompetente Unterstützung: Ariane Wietschke. Ariane ist Expertin für Baby- und Kleinkindgebärden, Mutter von zwei kleinen Kindern und und hat sich mit ihrem Online-Business „Binilingo – Erste Sprache für die Kleinsten“ selbstständig gemacht. Ach ja, und Programmiererin und Softwaretesterin in einer großen Unternehmensberatung ist sie auch noch.
Eine spannende Person, oder? Ich habe sie im Interview mit Fragen gelöchert, die für Eltern von Babys und Kleinkindern bestimmt interessant sind.
Inhalt des Artikels
1. Ariane, du bist Expertin für Baby- und Kleinkindgebärden. Erzähl mal, wie bist du zu diesem Thema gekommen?
Ich bin 2016 durch Zufall auf die Gebärden-Kommunikation mit Babys gestoßen, als meine erste Tochter ein halbes Jahr alt war.
Die Tage mit ihr fand ich ganz schön anstrengend. Sie war ständig unzufrieden und ich wusste oft nicht wirklich, was sie braucht. Ich hielt die Augen nach Babygruppen offen, weil es uns gut tat, mal raus zu kommen. Da fiel mir der Flyer eines Babygebärden-Kurses in die Hände. Ich war sofort neugierig und entschied mich, dabei zu sein.
So lernte ich 6 Wochen lang Woche für Woche etwa 10-15 Gebärden und versuchte sie in meinen Alltag zu integrieren. Mit 9 Monaten passierte es. Sie gebärdete zum ersten Mal LICHT AN/AUS. Es war ein großartiger Moment zu sehen, dass es wirklich funktioniert.
Wusstest du, wie viele unterschiedliche Lampen es gibt und wie bedeutend sie für die Kleinen sind? Mir ist das erst bewusst geworden, als meine Tochter ständig und überall LICHT AN/AUS gebärdete. Es war richtig genial, wie sie uns nun mit dieser und mit vielen anderen Gebärden zeigen konnte, was ihr gerade durch den Kopf ging und wichtig war.
Mit meiner zweiten Tochter fing ich deutlich früher an, zu gebärden und sie reagierte bereits mit 4 Monaten sehr deutlich darauf.
Als 2019 der Wunsch aufkam, mein Angestellten-Verhältnis aufzugeben und mich selbstständig zu machen, waren wir gerade in einer sehr gebärdenreichen Phase, so dass ich beschloss, die Baby- und Kleinkindgebärden mit eigenen Angeboten und Kursen in die Welt zu bringen.
2. Was begeistert dich so sehr an Babygebärden?
Obwohl ich im Alltag Schwierigkeiten hatte, die Bedürfnisse meiner Tochter zu erkennen und zu verstehen, konzentrierte ich mich nicht auf Gebärden wie MILCH, ESSEN, TRINKEN, SCHLAFEN. Stattdessen nutzte ich eher Gebärden, wie LICHT AN/AUS, MUSIK, NOCHMAL, ZU HAUSE und Tiere.
Und genau darin liegt für mich der ZAUBER.
Ja, Grundbedürfnisse verstehen ist nett und praktisch und sorgt für ein entspannteres Miteinander. Aber richtig genial wird es, wenn du aufschaust oder aufhorchst, wenn dein Kind MUSIK oder LICHT gebärdet und merkst: „Oh ja, krass hab ich gar nicht wahrgenommen, weil es für mich schon so selbstverständlich ist, dass da Licht ist oder Musik im Hintergrund läuft“.
Oder wenn dein Kind KUH oder HAUS gebärdet und du staunst, wie kompetent es eigentlich ist – dass es schon ganz genau weiß, dass ihr gleich zu Hause seid oder dass ihr hier letzte Woche eine Kuh gesehen habt.
Und was so richtig Spaß macht ist, wenn dein Kind beim Toben oder Seifenblasen pusten nicht nur freudig quietscht, sondern dir auch noch zeigt: „NOCHMAAAL!“, du dich rückversicherst: „NOCHMAL?“ und seine Augen dich voller Stolz und Erwartung anleuchten. Großartig!
3. Was rätst du jemandem, der gerne mit ersten Gebärden starten möchte, aber gar nicht weiß, wo er anfangen soll?
„Wie fange ich an“ ist eine der häufigsten Fragen, die mir gestellt werden.
Hinter dieser Frage steckt oft eigentlich die Frage: „Wie geht das und mit welchen Gebärden soll ich anfangen?“
Die erste Frage ist schnell beantwortet. Du sprichst ganz normal mit deinem Kind, so wie du es immer tust. Und während du das wichtigste Schlüsselwort deines Satzes aussprichst, machst du jetzt zusätzlich eine entsprechende Handbewegung. Also z.B.: „Schau mal, da ist das LICHT (Hand in Kopfhöhe öffnen)“.
Mehr ist es gar nicht.
Komplexer wird es bei der Frage nach den ersten Gebärden. Klar könnte ich jetzt fünf Gebärden vorgeben, mit denen du starten sollst. Aber dann wird es zur reinen Glückssache, ob dein Kind in 6 Monaten oder in 6 Wochen zum ersten Mal selbst eine Gebärde benutzt.
Möchtest du letzteres, dann ist meine Empfehlung, zuerst mal ganz genau deinen Alltag und das Verhalten deines Kindes unter die Lupe zu nehmen und dich zu fragen: „Was spielt bei uns persönlich und vor allem für mein Kind eine wichtige Rolle? Wenn es jetzt sprechen könnte, was würde es wohl sagen?“
4. Was ist der häufigste Fehler, den du beim Gebrauch von Babygebärden immer wieder siehst?
Und genau da liegt auch der häufigste Fehler, den ganz viele Eltern machen. Sie starten mit MILCH, ESSEN, TRINKEN, WINDEL, SCHLAFEN. Ich versteh den Wunsch total. Es könnte so leicht sein, wenn die Kleinen uns ihre Grundbedürfnisse mitteilen.
Aber seien wir mal ehrlich. Was machst du, sobald dein Kind unruhig wird? Genau, du kümmerst dich und versuchst herauszufinden, was es braucht. Und mehr oder weniger schnell findest du es auch heraus. Dein Kind weiß das. Es spürt das instinktiv. Und so hat es jetzt gar keinen besonderen Grund mehr, dir auf andere Weise, mit einer Gebärde, mitzuteilen, dass es gerade etwas von dir braucht.
5. Es gibt immer noch den Mythos, dass Baby- und Kleinkindgebärden schädlich für die Sprachentwicklung seien – weil dann Kinder ja gar nicht sprechen lernen müssten. Hörst du diesen Mythos auch immer noch und wenn ja, was antwortest du darauf?
Ab und zu höre ich das. Gern auch in Kombination mit der Aussage, das Kind würde dann sprechfaul, weil zeigen ja einfacher wäre als sprechen.
Brrr, mich schüttelt’s, wenn so über die Kleinen gedacht wird.
Ich antworte dann gern mit einer Rückfrage. Ich frage, ob es denn wirklich einfacher für das Kind ist, wenn es erst auf sich aufmerksam machen und Blickkontakt herstellen muss, um sich mitzuteilen. Und ob es für die Kleinen denn tatsächlich ausreicht, wenn sie aus einem Gebärdenschatz von 20-150 Gebärden schöpfen können, während wir Erwachsenen tausende von Worten zur Verfügung haben.
Schau gern mal selbst, was diese Fragen mit dir machen!
Auch rege ich gern zum Vergleich an: Verzichtet ein Kind denn darauf, laufen zu lernen, nur weil es auch krabbelnd weiter kommt? Nein! Die Kleinen wollen lernen, sie wollen sich entwickeln und sie wollen können, was sie bei uns sehen. Und sie sehen uns den ganzen Tag laufen und sprechen.
6. Du bietest bei Binilingo Kurse und Workshops für Eltern an. Was genau kann man bei dir lernen und wo können interessierte Eltern dich finden?
Ja genau. In dem Vor-Ort-Kurs, den ich 2016 selbst besucht habe, lernte ich etwa 70 Gebärden zusammen mit Liedern und Spielen. Das war schön und hat Spaß gemacht. Doch wie wichtig eine gute Gebärden-Auswahl ist und wie ich die Gebärden richtig in den Alltag integriere, das lernte ich dort nicht.
Ich hab mir da das Leben schwerer gemacht als nötig und gebärdete eine Weile nach dem Kurs fast gar nicht mehr, weil es mit den vielen Aufgaben im Alltag untergegangen ist. Es war pures Glück, dass es dann mit der Gebärde für LICHT AN/AUS noch geklappt hat. Danach wurde es zum Selbstläufer.
Deshalb habe ich analysiert, woran es lag, dass es mir so schwer fiel und was es wirklich braucht, damit es möglichst schnell klappt, dass du die ersten richtigen Unterhaltungen mit deinem Kind führen kannst. Herausgekommen ist mein Online-Kurs, die ZAUBER-Akademie, die am 09. Februar das nächste Mal startet.
In der ZAUBER-Akademie begleite ich dich dabei, die besten Gebärden zu finden, die genau zu deinem Kind und eurem Alltag passen. Und wir integrieren die Gebärden so fest in deinen Alltag, dass du sie möglichst häufig und konsequent verwendest. Und das ganz leicht, ohne dass es dich Energie kostet. Die brauchst du schließlich für andere Sachen!
Mit diesem Kurs haben es bisher alle Teilnehmer geschafft, dass ihre Kleinen innerhalb von 6 Wochen selbst die erste Gebärde nutzen.
Ansonsten kannst du dir auch jederzeit mein Infopaket holen. So bekommst du 10 Gebärden, die du schonmal ausprobieren kannst und Antworten auf die häufigsten Fragen. Anschließend informiere ich dich in meinem Newsletter über aktuelle Themen rund um verständliche Kommunikation mit Baby- und Kleinkindgebärden und meine Angebote.
7. Was mich auch noch interessiert: Du hast zwei kleine Kinder und arbeitest neben deinem Engagement bei Binilingo in einer großen Unternehmensberatung als Programmiererin und Softwaretesterin. Wie schaffst du das alles?
Das frage ich mich auch manchmal…
Kurz gesagt: Ich brenne so für BINILINGO und die Baby- und Kleinkindgebärden, dass ich jede Minute dafür nutze, die ich kriegen kann. Ich mache ganz viel am Handy und gehe gern in den persönlichen Austausch mit Eltern, die mir folgen. Da kann ich gut zwischendurch mal ran, wenn ich Leerlauf habe. Oder abends, wenn ich schon im Bett liege ;). Und so bekommen alle meine Rollen ihren Raum.
Vielen Dank an Ariane Witschke für das schöne Interview!
Lese-Tipp: Eine Anleitung für den Start mit den ersten 5 Babygebärden bekommst du in meinem Blogartikel „Babygebärden lernen“.
Hallo, hier schreibt Wiebke!
Ich bin Logopädin, Autorin dieses Blogs und Mutter von drei Kindern. Hier findest du Infos zur Sprachentwicklung und Tipps, wie du dein Kind beim Sprechenlernen kompetent und spielerisch begleiten kannst.
Viel Spaß beim Lesen! 🤩