Mein Kind spricht K und G nur in der Wortmitte. Wie kommt das?

FRAGE: Mein Kind spricht K und G manchmal schon richtig, aber nicht in jeder Wortposition, sondern nur in der Mitte von Wörtern. Zum Beispiel bei „lecker“ klappt das K, aber Kino spricht er „Tino“ aus. Wie kommt das?

MEINE ANTWORT: Wenn ein Kind einen Laut neu lernt, dann setzt es diesen nicht sofort in allen Wörtern richtig ein. Der Übergang passiert meistens Schritt für Schritt und verläuft häufig zuerst in einer bestimmten Position im Wort, so wie bei deinem Kind in der Wortmitte.

Dass dein Kind die Laute inzwischen schon in der Wortmitte richtig einsetzt, zeigt:

• Dein Kind weiß, wie es die Laute K und G richtig bilden kann (in der Fachsprache nennt sich das „phonetisch erworben“).
• Dein Kind hat begonnen, die Laute richtig in Wörtern einzusetzen. Es ist also mitten drin im Umlernprozess.

Was bedeutet dieser Umlernprozess genau? Vor allem zwei Phasen treten bei vielen Kindern auf, wenn sie mitten im Lernen eines neuen Lautes sind:

1. Die Übergangsphase

Wenn ein Kind einen Laut längere Zeit durch einen anderen Laut ersetzt hat (wie K mit T), dann dauert es oft einige Zeit, bis es die neue Erkenntnis auf alle Wörter überträgt.

Schritt für Schritt werden die Wörter, die das Kind schon kennt, mit dem neuen Laut „ausgestattet“. Es ist also ganz normal, wenn ein Kind einige Wörter schon korrekt ausspricht und andere noch nicht.

Viele Kinder starten mit der richtigen Aussprache in der Mitte oder am Ende des Wortes:

Andere Kinder beginnen, zuerst Konsonantenverbindungen wie KR oder GL richtig auszusprechen. Das ist ganz unterschiedlich.

2. Die Phase der Übergeneralisierung

Ich höre es ziemlich häufig bei Kindern, die die Aussprache eines neuen Lautes für sich entdeckt haben: Sie ersetzen eine Zeitlang auch den früheren Ersatzlaut mit dem neuen Laut.

Was meine ich damit?

Hier ein Beispiel: Ein Kind, das bisher immer SCH mit S ersetzt hat („Snee“ statt Schnee, „Sal“ statt Schal) hat die Aussprache des SCH entdeckt und spricht es immer öfter richtig aus. Dabei kann es passieren, dass auch Wörter mit S plötzlich mit SCH ausgesprochen werden: Tasse wird zu „Tasche“ und Kuss wird zu „Kusch“.

Auf dem Bild siehst du ein zweites Beispiel. Das Kind hat früher CH mit S ersetzt. Nun übergeneralisiert es das CH:

Das Phänomen der Übergeneralisierung dauert meist für ein paar Wochen an. Oft bemerken Kinder ihren Irrtum übrigens und korrigieren sich dann selbst.

Das bewusste Wahrnehmen der eigenen Aussprachefehler („Monitoring“) und das Selbst-Verbessern ist eine große Leistung!

3. Das kannst du tun

Kinder in der Übergangsphase sind mitten drin im Veränderungsprozess. Meistens brauchen sie einfach Zeit, um sich an die Aussprache des neu erlernten Lautes zu gewöhnen.

Du kannst dein Kind in dieser Phase begleiten und unterstützen, in dem du zum Beispiel das Corrective Feedback anwendest und in dem ihr Spiele spielt, in denen der Laut besonders häufig vorkommt. Drei Spielideen zur Förderung der Aussprache findest du hier.

So hört dein Kind den Laut bei dir immer wieder korrekt und kann ihn bald in allen Wörtern richtig einsetzen.

Weitere Tipps und 5 Strategien bei Aussprachefehlern bekommst du in meinem Logopädie-Leitfaden für 0€.

Falls du dir unsicher bist, ob dein Kind gerade in einer Übergangsphase auf dem Weg zur richtigen Aussprache ist ist oder ob es sich um ungewöhnliche Aussprachefehler handelt, ist eine logopädische Diagnostik sinnvoll. Dann weißt du genau, was los ist und dein Kind bekommt die Unterstützung, die es braucht.