Suchst du nach Spielideen zur Sprachförderung? Dann probiere unbedingt mal Spiele mit Minimalpaaren aus. Sie fördern die Wahrnehmung für Laute und sind eine optimale Vorbereitung aufs Lesen- und Schreibenlernen für Vorschulkinder. Und sie können, richtig eingesetzt, Kindern sogar helfen, Aussprachefehler zu überwinden.
Was Minimalpaare sind und wie du sie einsetzen kannst, erkläre ich dir in diesem Artikel. Damit du direkt loslegen kannst, habe ich dir das Material und die Anleitung hier in einem dreiseitigen PDF zum kostenlosen Ausdrucken zusammengefasst.
Inhalt des Artikels
Was sind Minimalpaare?
Minimalpaare sind Wörter, die sich in nur einem Laut unterscheiden.
Beispiele für Minimalpaare:
- Brot – Boot
- Wagen – Waden
- Kopf – Topf
- Busch – Bus
Wichtig ist zu beachten, dass Buchstaben und Laute nicht das gleiche sind. Das Wort „Schuh“ zum Beispiel besteht aus 5 Buchstaben, aber nur aus 2 Lauten. „Schuh“ und „Kuh“ sind also Minimalpaare, denn sie unterscheiden sich in nur einem Laut.
Was lernt dein Kind beim Spielen mit Minimalpaaren?
Dein Kind lernt
- dass es wichtig ist, auf jeden Laut im Wort zu achten, weil es sonst zu Missverständnissen kommen kann und
- dass Wörter nicht nur eine Bedeutung haben, sondern auch eine äußere Form. Diese Erkenntnis ist wichtig, um die Aussprache von Wörtern bewusst ändern zu können. Außerdem ist diese Erkenntnis (die sogenannte „Phonologische Bewusstheit“) auch eine Voraussetzung für das Lesen- und Schreibenlernen.
Auch für Kinder, die beim Sprechen noch Laute vertauschen oder weglassen, sind Minimalpaare hilfreich. Wenn ein Kind zum Beispiel statt K ein T spricht, können Minimalpaare wie „Keller – Teller“ oder „Kopf – Topf“ verdeutlichen, wie wichtig es ist, K und T zu unterscheiden.
Manche Kinder mit Aussprachefehlern sind sich auch beim Hören der Laute unsicher: Sie hören den Unterschied zum Beispiel zwischen den Zischlauten SCH und S nicht. Auch hier können Spiele mit Minimalpaaren die Hörwahrnehmung fördern.
Falls du merkst, dass dein Kind nicht den Unterschied zwischen ähnlichen Lauten hören kann, ist ein Hörtest sinnvoll. Denn leichte Hörbeeinträchtigungen (zum Beispiel durch einen Paukenerguss) werden im Alltag oft nicht bemerkt, denn das Kind kann „normal-laute“ Geräusche und auch Flüstern oft trotzdem hören. Aber die feinen Unterschiede zwischen sehr ähnlichen Lauten nimmt es nicht mehr gut wahr.
Weitere Infos über Aussprachestörungen bekommst du in diesen Artikeln:
Sprachfehler bei Kindern: Meine Antworten als Logopädin auf die 5 häufigsten Fragen
Spiele mit Minimalpaaren
Minimalpaar-Memory
Du brauchst:
Bildkarten mit Minimalpaaren
So geht’s:
Schaut euch vor dem Spielen die Karten an. Welche Wörter hören sich fast gleich an? Anschließend könnt ihr das Spiel nach Memoryregeln spielen. Ein Pärchen besteht dabei aus einem Minimalpaar (z.B. Wecker – Wetter).
Minimalpaar-Quartett
Du brauchst:
- Bildkarten mit Minimalpaaren
- eine Sichtschutzwand (zum Beispiel ein großes Buch)
So geht’s:
Mischt die Karten und teilt sie aus, so dass jeder die gleiche Menge hat. Nun fragt ihr euch gegenseitig nach einer Karte, um ein Minimalpaar-Pärchen zu bekommen, zum Beispiel: Hast du den Wecker?
Minimalpaar-Angelspiel
Du brauchst:
- Bildkarten mit Minimalpaaren
- Büroklammern
- eine Schnur mit Magnet
- ein Karton o.ä. als Aquarium
So geht’s:
Heftet an jede Bildkarte eine Büroklammer und werft diese in den offenen Karton. Nun könnt ihr die Karten mit der Magnetschnur wie Fische angeln. Wer hat zum Schluss die meisten Minimalpaare?
Minimalpaarspiel für Kindergruppen
Du brauchst:
- Bildkarten mit Minimalpaaren
So geht’s:
Jedes Kind bekommt eine Bildkarte. Nun bekommen die Kinder die Aufgabe, sich zu Pärchen zusammenzufinden. Dabei fragen sie sich gegenseitig, welches Minimalpaar das andere Kind hat und überlegen, ob diese beiden Wörter „fast gleich“ sind.
Das Hasenspiel
Wenn dein Kind noch R als H spricht, dann ist dieses Hasenspiel eine gute Idee. Es ist auch super in der Kindergruppe spielbar.
Du brauchst:
- Musik
So geht’s:
Stelle die Musik an. Wenn die Musik stoppt, rufst du entweder „Hasen“ oder „Rasen“. Bei „Hasen“ hoppelt ihr wie ein Hase, bei „Rasen“ legt ihr euch flach auf den Boden.
Variante:
Wenn dein Kind das R schon sprechen kann, dann kann es natürlich auch die Rolle des Sprechers übernehmen, um die Aussprache zu üben.
Meine drei Tipps für Spiele mit Minimalpaaren
- Tipp 1: Besprecht vor dem ersten Spielen, was Minimalpaare sind. Du kannst dazu ein Minimalpaar auswählen und eine dritte Bildkarte dazunehmen. Nun könnt ihr gemeinsam überlegen, was „fast gleich“ klingt: Puppe und Suppe oder Puppe und Wecker? Zusätzlich kannst du ein Minimalpaar untereinander schreiben und ihr könnt zusammen vergleichen, was gleich ist und welcher Buchstabe sich unterscheidet.
- Tipp 2: Was kannst du tun, wenn es zu Missverständnissen kommt, weil dein Kind ein Wort falsch ausspricht? Es zeigt zum Beispiel auf die Bildkarte „Kopf“ und sagt „Topf“? Dann kannst du so reagieren: „Meintest du Topf oder Kopf? Die Wörter hören sich ja fast gleich an, stimmts?“ Das ist eine gute Gelegenheit, um über die kleinen Unterschiede bei Wörtern ins Gespräch zu kommen.
- Tipp 3: Nutze Minimalpaare für Kinder ab ca. 4 Jahren. Für jüngere Kinder (unter 4 Jahren) ist es oft noch zu schwer, die Wortbedeutung von der Wortform zu trennen: Wenn du ein dreijähriges Kind fragst: „Was klingt ähnlich: Kuh und Schuh oder Kuh und Pferd?“ Dann wird dieses Kind vermutlich antworten: „Kuh und Pferd!“ Denn es denkt inhaltlich und betrachtet die Wörter noch nicht „von außen“.
Ich wünsche euch ganz viel Spaß beim Spielen und Sprache entdecken!
Hier ist noch einmal der Link zum Download der Minimalpaar-Bildkarten.
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Hallo, hier schreibt Wiebke!
Ich bin Logopädin, Autorin dieses Blogs und Mutter von drei Kindern. Hier findest du Infos zur Sprachentwicklung und Tipps, wie du dein Kind beim Sprechenlernen kompetent und spielerisch begleiten kannst.
Viel Spaß beim Lesen! 🤩