Dein Kind spricht noch kein SCH und du suchst nach Tipps und spielerischen Übungen? Hier findest du alle wichtigen Informationen über den sogenannten Schetismus. Außerdem erfährst du, ab wann Logopädie sinnvoll ist und wie du die Aussprache von SCH spielerisch unterstützen kannst.
Zum Schluss habe ich noch vier Fun Facts über das SCH für dich – denn nicht in jeder Region Deutschlands wird von allen ein SCH gesprochen.
Inhalt des Artikels
Was ist Schetismus?
Als Schetismus wird die fehlerhafte Aussprache oder Ersetzung des Lautes SCH bezeichnet.
Am Anfang der Sprachentwicklung ersetzen viele Kinder das SCH mit einem S, sagen also zum Beispiel „Sneemann“ statt Schneemann. Manche Kinder lassen das SCH auch einfach weg („Neemann“).
In seltenen Fällen ersetzt ein Kind das SCH nicht durch ein S, sondern durch eine Art „schlürfend-zischelndes“ Geräusch. Die Luft entweicht dabei an den Seiten der Zunge statt vorne. Diese besondere Form des Schetismus wird Schetismus lateralis genannt wird.
Bei einer Phonologischen Störung werden Laute in ungewöhnlicher Weise ersetzt. Manchmal ist hier auch das SCH betroffen: Kinder sprechen das SCH dann zum Beispiel als D aus: Statt „Schuh“ sagen sie „Duh“.
Ab wann können Kinder das SCH sprechen?
Bis zum 5. Geburtstag können mehr als 90% aller Kinder das SCH sprechen und auch in schwierigen Konsonantenverbindungen wie „Straße“ oder „Sprache“ einsetzen. Damit ist das SCH bei vielen Kindern der letzte Laut, den sie richtig aussprechen können (außer dem S-Laut, der in diesem Alter häufig noch gelispelt wird).
Was sind die Ursachen für Aussprachefehler?
Wenn ein fünfjähriges Kind noch kein SCH spricht, kann es dafür mehrere Gründe geben. Zwei häufige Ursachen:
1. Eine häufige Ursache sind Mittelohrentzündungen oder Polypen mit Paukenergüssen, denn dadurch können eine Zeitlang vor allem die hochfrequenten Zischlaute nur dumpf wahrgenommen werden. Manchmal wirkt sich diese zeitweise Schwerhörigkeit auf die Aussprache aus, auch wenn die Mittelohrentzündung längst geheilt ist.
2. Manche Kinder haben eine Schwäche in der Sprachverarbeitung und brauchen logopädische Therapie, um bestimmte Laute zu lernen.
Viele vermuten, dass ein Kind Probleme haben könnte, Zunge und Lippen richtig zu bewegen und das SCH deshalb noch nicht sprechen kann. Bei den meisten Kindern mit Ausspracheproblemen ist dies jedoch nicht der Fall. Vielmehr liegt die Ursache für die fehlerhafte Aussprache „hinter“ der Motorik, nämlich in der Sprachverarbeitung des Gehirns.
Ab wann ist logopädische Therapie sinnvoll?
Wenn ein Kind im Alter von 5 Jahren das SCH noch durch ein S ersetzt, braucht es wahrscheinlich etwas Unterstützung. In diesem Fall ist das Jahr vor der Einschulung ein guter Zeitpunkt für logopädische Therapie (früher, wenn noch mehr Laute nicht gesprochen werden!).
Allerdings ist es wichtig, genau darauf zu achten, wie ein Kind den SCH-Laut ersetzt: Denn manche Kinder ersetzen das SCH auf untypische Weise, wie in diesem Satz: „Do ein döner Dehmann!“ („So ein schöner Schneemann.“)
Was macht das Kind hier?
Das Kind ersetzt die Laute SCH und S durch D. Diese Form der Aussprachestörung gehört zu den phonologischen Störungen. Ein Kind mit einer phonologischen Störung ist nicht einfach nur in seiner Ausspracheentwicklung verzögert. Es spricht also nicht wie ein jüngeres Kind, sondern macht untypische Aussprachefehler.
Eine phonologische Störung sollte so früh wie möglich mit einer Phonologietherapie bei einer Logopäd*in behandelt werden. Bei dieser Therapiemethode lernt das Kind mit spielerischen Hörübungen, die unterschiedlichen Laute zu unterscheiden und zu sprechen.
Die häufige Aussprache: „Logopädische Therapie bei Schetismus ab 5 Jahren“ ist also zu allgemein. Es ist wichtig, genauer hinzuschauen, wie das SCH ersetzt wird.
Was kann ich tun, um die Aussprache des SCH zu fördern?
Vielleicht spricht dein Kind schon ab und zu ein SCH, aber noch nicht immer? Oder ihr habt noch keine Verordnung für logopädische Therapie bekommen, aber du möchtest dein Kind beim Lernen des SCH unterstützen?
Drei einfache Ideen, um das SCH zu fördern:
- Das SCH etwas betonen, während ihr spielt oder du vorliest. Dadurch nimmt das kindliche Gehirn den Laut verstärkt wahr. Besonders gut funktioniert dies, wenn der Laut häufig vorkommt. Mein Spezialtipp: Spielschaum selber machen! Dabei bieten sich sehr viele Gelegenheiten, Wörter mit SCH zu benutzen.
- SCH in Spiele einbauen: Ihr könnt zum Beispiel Zug spielen und du machst immer wieder „sch-sch-sch“, während dein Zug fährt. Oder ihr spielt, dass die Playmobiltiere geduscht werden müssen. Mache dabei immer wieder ein „Duschgeräusch“ (ein langgezogenes SCH). Dein Kind hört dabei das SCH von dir besonders oft und wird angeregt, es im Spiel nachzuahmen.
- Mit Minimalpaaren spielen: Minimalpaare sind Wörter, die sich in nur einem Laut unterscheiden, zum Beispiel Busch – Bus oder Tasche – Tasse. Bei Minimalpaar-Spielen lernt dein Kind ganz nebenbei, dass es wichtig ist, auf den Unterschied von SCH und S zu achten, weil sonst Missverständnisse entstehen können. Hier findest du Spiele mit Minimalpaaren.
Dann habe ich hier zwei Ressourcen für dich:
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Und in meinem neuen Onlinekurs Lautstark zeige ich dir Schritt für Schritt, wie du dein Kind spielerisch bei Aussprachefehlern unterstützen kannst (zum Beispiel, während ihr noch auf der Warteliste für logopädische Therapie steht). Der Kurs ist ab Februar 2024 erhältlich.
4 Fun Facts zum SCH-Laut
- In Teilen Norddeutschlands wird das SCH in Konsonantenverbindungen von vielen älteren Mitmenschen auch am Wortanfang durch ein S ersetzt: „Ich s-tolper über einen s-pitzen S-tein.“ Diese früher sehr typische norddeutsche Eigenart wird allerdings immer seltener.
- In vielen süddeutschen Regionen wiederum wird aus dem Kasper ein „Kaschper“ und aus der Wurst eine „Wurscht“.
- Auch die Rheinländer haben eine spezielle Beziehung zum SCH. Hier wird das SCH oft durch ein CH-1 ersetzt: Aus Tisch wird „Tich“ und aus Fisch „Fich“. Witzigerweise wird wiederum aus dem CH-1 häufig ein SCH: Aus Elch wird der „Elsch“ und aus ich wird „isch“.
- In einigen Sprachen wie Finnisch oder Vietnamesisch kommt kein SCH vor (nur in Lehnwörtern aus anderen Sprachen). Und weil auch das Lateinische kein SCH kennt, ist dieser Laut nicht Teil des römischen Alphabets – und hat deshalb auch keinen einzelnen Buchstaben.
Ich hoffe, dass ich dir mit diesem Artikel einige Fragen beantworten konnte. Auf meinem Blog findest du viele weitere Infos zur Sprachentwicklung. Stöbere gern durch die Artikel.
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4 Kommentare zu „Mein Kind spricht kein SCH: Tipps und Übungen bei Schetismus“
Vielen Dank für diesen Artikel zu Sprachfehlern. Gut zu wissen, dass das Jahr vor der Einschulung sich gut für Logopädie eignet. Ich werde für meine Tochter Termine vereinbaren.
Hallo Nils,
sehr gerne! Ja, wenn ein Kind das SCH mit S ersetzt, ist ab 5 Jahren ein guter Zeitpunkt für logopädische Therapie. Wenn noch mehr Laute ersetzt werden, allerdings am besten früher – vor allem, wenn die Verständlichkeit eingeschränkt ist.
Hallo
Ich fande ihren Artikel sehr interessant, mein Sohn hat auch sein Problem mit dem Sch allerdings setzt er nach dem Sch ein d also Schdneemann unsere Logopädin verzweifelt schon fast, hätten sie da vielleicht auch einen Tipp?
Hallo Nina,
ich selbst arbeite bei dieser Art von Aussprachestörungen nach dem Konzept von Annette Fox-Boyer, es heißt Psycholingulistisch orientierte Phonologietherapie (P.O.P.T.).
Damit habe ich auch bei der Aussprache von Konsonantenverbindungen sehr gute Erfahrungen gemacht. Eine Übung aus dem Konzept wäre zum Beispiel, dass das Kind lernt, SCH und D einzeln, dann aus Silben und schließlich aus Wörtern herauszuhören, um ein Bewusstsein dafür zu bekommen: Wo ist ein SCH? Wo ist ein D?
Weißt du, nach welchem Konzept eure Logopädin arbeitet?
Herzliche Grüße,
Wiebke
Hallo, hier schreibt Wiebke!
Ich bin Logopädin, Autorin dieses Blogs und Mutter von drei Kindern. Hier findest du Infos zur Sprachentwicklung und Tipps, wie du dein Kind beim Sprechenlernen kompetent und spielerisch begleiten kannst.
Viel Spaß beim Lesen! 🤩