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Dein Kind spricht noch nicht? 3 erste Tipps für Sprachförderung im Alltag

Dein Kind will sich mitteilen, spricht aber noch nicht? Mit diesen drei Tipps für Late Talker kannst du deinem Kind beim Sprechen erster Worte helfen. Du hast diese Tipps zur Sprachförderung bestimmt auch schon genutzt, denn sie gehören zu den natürlichen Sprachförderstrategien, die Eltern meistens unbewusst einsetzen. 

Einem Late Talker hilft es, wenn du diese Strategien ganz bewusst und häufig in euren Alltag einbaust. Sie helfen deinem Kind, Sprache gezielter wahrzunehmen, das Sprachverständnis zu erweitern und mehr zu sprechen.

Kinder am Beginn der Sprachentwicklung lernen ein neues Wort am besten, wenn sie dieses Wort von dir hören und gleichzeitig die Bedeutung des Wortes sehen, anfassen oder erleben. Das kannst du nutzen:

  1. Beobachte dein Kind, wo es mit seiner Aufmerksamkeit in diesem Moment ist.

  2. Richte deine Aufmerksamkeit ebenfalls auf das, was dein Kind gerade interessiert. 

  3. Beschreibe mit einfachen Worten, was dein Kind sieht oder tut. 

Beispiel von Jonas (2;3 Jahre alt):

Jonas ist in der Badewanne und schüttet Wasser aus einem Becher ins Badewasser. Seine Mutter setzt sich neben die Badewanne und spricht über das, was Jonas gerade erlebt: „Oh, Wasser! So viel Wasser! … Platsch! …. Jetzt spritzt das Wasser ja ganz hoch! … Ui, hast du Wasser ins Gesicht bekommen?“

Das Wort „Wasser“ hört Jonas mehrere Male genau dann, während er selbst Wasser fühlt, sieht und ausprobiert. So kann sich die äußere Wortform (die Lautfolge W-a-s-s-e-r) im Gehirn von Jonas gut mit dem Wortinhalt („flüssige Sache, die spritzt…“) verknüpfen. 

Diese Verknüpfung ist eine Voraussetzung dafür, dass das Wort „Wasser“ im passiven Wortschatz von Jonas gespeichert wird (dort sind Wörter gespeichert, die Jonas versteht, aber noch nicht spricht). Wenn Jonas das Wort „Wasser“ immer wieder in verschiedenen Zusammenhängen hört, wird er dieses Wort irgendwann in seinen aktiven Wortschatz aufnehmen und selbst sprechen können.

Tipp 2: Wait and watch - Gib deinem Kind Zeit zu antworten

Auch Kinder, die noch wenig sprechen, können schon kompetente Gesprächspartner sein. Uns Erwachsenen passiert es aber oft, dass wir zu schnell sind: Wir warten nur kurz ab, ob ein Kind im Gespräch antwortet. 

Kinder, die gerade sprechen lernen, brauchen aber mehr Zeit. Viel mehr Zeit! Wir als Erwachsene ergreifen schnell wieder die Sprecherrolle, wenn das Kind nicht gleich antwortet. So bleibt es oft bei einem Monolog. Das ist schade, denn gerade in diesem Hin-und-Her eines Dialogs lernen Kinder das Sprechen.

So kannst du Dialoge mit deinem Kind gestalten:

  • Sage etwas, dann schaue dein Kind etwartungsvoll und freudig an. Damit zeigst du, dass ihr im Gespräch seid und dein Kind „dran“ ist.

  • Wir Erwachsenen sind es gewohnt, dass Gesprächspausen mit Sprecherwechseln nur 1-2 Sekunden dauern. Kleine Sprechstarter brauchen oft viel länger, bis sie antworten können. Warte also länger (ca. 5-10 Sekunden), bis dein Kind antwortet. 

  • Achte auf die verschiedenen Arten von Antworten: Außer mit Worten kann dein Kind auch mit Gesten, Blicken oder einem Lächeln antworten – oder auch mit Hilfe der Babyzeichensprache. Es ist super, wenn es diese nonverbalen Kommunikationswege nutzt. Damit zeigt dein Kind, dass es sich am Gespräch mit dir als echter Gesprächspartner beteiligt (auch ohne Worte).

Beispiel von Lina (1;10 Jahre alt): 

Lina spielt im Garten. Plötzlich bellt ein Hund nebenan. Lina guckt hoch. Linas Papa hat Lina beobachtet. Er geht auf Augenhöhe zu Lina und sagt: „Oh, da bellt ein Hund.“ Dann schaut er Lina erwartungsvoll an. 

Lina lauscht weiter. 
Schließlich sagt sie:
„Wau wau wau!“

Linas Vater antwortet: „Ja, ein Hund! Der bellt ja laut!“
Lina
: „Wau wau!“

Linas Vater: „Wau wau macht der Hund! Ist das Artus, der da bellt?“ Lina überlegt, dann nickt sie und zeigt auf den Zaun. Linas Vater: „Ja, da hinter dem Zaun wohnt Artus.“

Obwohl Lina nur wenig sprechen kann, hat sich hier ein richtiges Gespräch mit mehreren Sprecherwechseln entwickelt, weil Linas Vater ihr Zeit zum Antworten gegeben hat.

Tipp 3: Korrektives Feedback - Wiederhole die Worte

Im Gespräch zwischen Lina und ihrem Vater hast du das korrektive Feedback schon gehört: Lina sagt „wau wau“. Und ihr Vater antwortet mit: „Ja, ein Hund! Der bellt ja laut!“ Er hätte auch sagen können: „Lina, das heißt nicht wau wau. Das heißt Hund! Sag mal: Hund!“

Was hätte diese direkte Korrektur bei Lina bewirkt? Lina hätte wahrscheinlich nicht das Wort „Hund“ nachgesprochen. Stattdessen wäre bei ihr die Botschaft angekommen: „Ich mache etwas falsch. Ich kann nicht richtig sprechen.“

Ihre möglichen Reaktionen nach vielen direkten Korrekturen:

  • Ihr Selbstvertrauen in ihre Sprechfähigkeiten sinkt.
  • Sie bekommt Angst, Fehler zu machen.
  • Sie denkt: Was ich sage, ist nicht wichtig.
  • Deshalb redet sie weniger.
  • Ihre Sprachentwicklung stockt.
  1. Was ist also die bessere Reaktion? 
    Gehe auf das ein, was dein Kind sagt (und nicht wie). Damit zeigst du deinem Kind, dass du seine Botschaft wichtig findest.
  2. Damit dein Kind ein gutes Sprachvorbild für seine Äußerung hört, kannst du das korrektive Feedback anwenden: Greife das Wort auf, das dein Kind gesagt hat und bette es in einen kurzen Satz. Auch Gesten und andere Kommunikationssignale deines Kindes kannst du für das korrektive Feedback nutzen.
Drei Beispiele für korrektives Feedback für Late Talker
Korrektives Feedback bedeutet: Du greifst die Worte oder Gesten deines Kindes auf und bettest sie in einem kurzen Satz. So hört dein Kind die richtige Form, ohne dass es direkt korrigiert wird.

Mehr Beispiele und Tipps, wie du korrektives Feedback auch zur Förderung von Aussprache und Grammatik einsetzen kannst, bekommst du in meinem Blogartikel „Was ist Corrective Feedback und wie geht’s richtig?“

Was für Late Talker zusätzlich wichtig ist:

Bei allen Auffälligkeiten in der Sprachentwicklung ist es wichtig, dass ein Kinderarzt, HNO-Arzt oder Pädaudiologe das Hörvermögen und weitere Entwicklungsbereiche deines Kindes überprüft. Auch durch Mittelohrentzündungen, Polypen und Paukenergüsse kann das Hören zeitweise eingeschränkt sein und sich auf die Sprachentwicklung auswirken.

Suche dir logopädische Unterstützung, um die Sprachentwicklung wirklich passend zu fördern. Denn ein später Sprechbeginn kann ein frühes Symptom für Sprachentwicklungsstörungen oder andere Auffälligkeiten sein. Deshalb ist „einfach Abwarten“ keine gute Strategie. Nicht immer braucht ein Late Talker sofort Sprachtherapie. Es ist aber sinnvoll, rechtzeitig genauer hinzuschauen, wo dein Kind in seiner Sprachentwicklung steht.

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Wiebke Schomaker Logopädin

Hallo, hier schreibt Wiebke!

Ich bin Logopädin, Autorin dieses Blogs und Mutter von drei Kindern. Hier findest du Infos zur Sprachentwicklung und Tipps, wie du dein Kind beim Sprechenlernen kompetent und spielerisch begleiten kannst.

Viel Spaß beim Lesen! 🤩

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