Das Vorlesen von Büchern ist eines der besten Wege, um die Sprache zu fördern. Selbst auf das spätere Lesen- und Schreibenlernen hat es Einfluss, ob ich meinem Kind im Kleinkindalter täglich vorgelesen habe.
In diesem Artikel habe ich 7 Tipps für dich, wie du das Interesse deines Kindes an Büchern wecken kannst und beim Vorlesen die Sprache förderst. Die Tipps sind vor allem für Eltern von Kindern gedacht, die noch wenig sprechen, zum Beispiel für Late Talker.
Inhalt des Artikels
1. Tipp: An Erlebnisse des Kindes anknüpfen
Viele Bücher haben sehr lange Texte. Die Aufmerksamkeitsspanne von jüngeren Kindern ist jedoch oft noch kurz.
Was kannst du tun, wenn du merkst, dass die Aufmerksamkeit deines Kindes nachlässt?
Mache immer wieder Pausen und stelle deinem Kind spannende Fragen, die Bezug zur Geschichte haben. So kann dein Kind an eigene Erlebnisse und Gefühle anknüpfen und die Konzentration hält länger.
2. Tipp: Nicht (nur) vorlesen
Vor allem jüngere Kinder im Kleinkindalter lassen sich von einem Buch viel mehr fesseln, wenn ihr gemeinsam über die Bilder sprecht, statt den Text zu lesen. Warum eigentlich?
- Texte sind in Schriftsprache verfasst – und deshalb für Kinder schwerer verständlich.
- Das Kind kann die Führung übernehmen und dir Dinge im Bilderbuch zeigen, die es selbst spannend findet.
- Die Aufmerksamkeitsspanne ist im Gespräch viel länger als beim bloßen Zuhören.
Achte darauf, dein Kind nicht direkt zu korrigieren, sondern die Wörter und Sätze deines Kindes in einem Satz von dir zu wiederholen. Diese Technik nennt sich korrektives Feedback.
3. Tipp: Offene Fragen stellen
Beim gemeinsamen Bücher anschauen mit Kleinkindern rutschen viele Erwachsene in einen Abfragemodus: Das Kind wird überschüttet mit „Was ist das“-Fragen. Die Erwachsenen meinen es gut – der Gedanke dahinter ist oft, dass sie dem Kind auf diese Weise neue Wörter beibringen. Kein Problem, wenn das Kind sprachkompetent ist und sein Wissen zeigen möchte. Aber für Kinder, die noch wenig sprechen, ist das Abfragen von Wörtern nicht hilfreich.
Denn bevor Wörter selbst gesprochen werden können, müssen sie sicher im Langzeitgedächtnis abgespeichert worden sein. Das geht nicht durchs Abfragen (denn dabei wird das neue Wort ja nicht gehört).
Was kannst du stattdessen tun?
- Stelle gemeinsame Aufmerksamkeit her: Zeige zum Beispiel auf etwas im Buch und beobachte, ob dein Kind interessiert hinschaut. Oder lass deinem Kind Zeit, selbst etwas Spannendes im Bilderbuch zu entdecken.
- Dein Kind ist nun offen für Sprachinput: Erzähle in einfachen Sätzen etwas über das, was ihr seht. So hört dein Kind dieses neue Wort mehrmals und kann es gut speichern.
- Wenn dein Kind schon mehr sprechen kann: Stelle offene Fragen (das sind Fragen, bei denen es nicht nur Ja/Nein-Antworten gibt). So kommt ein Gespräch mit mehreren Sprecherwechseln zustande (und dies gilt laut aktueller Studien als besonders sprachfördernd).
4. Tipp: Mit deiner Stimme für Spannung sorgen
- Schlüpfe in die Rollen der Geschichte und verändere die Stimme, wenn jemand spricht.
- Verändere deine Stimme, wenn es spannend wird.
- Extratipp: Vertone Geräusche im Buch! Beispiel: „Die Tür knirscht.“ Versuche, ein Türknirschen zu imitieren – das sorgt für hohe Begeisterung auch noch bei älteren Kindern!
5. Tipp: Dein Kind entscheiden lassen, was ihr lest
Als Grundschulkind habe ich die Bücher aus der Bücherei in Waschkörben nach Hause getragen. Lesen war mein allergrößtes Hobby! Was war in diesen Waschkörben drin? Hanni und Nanni, Nesthäckchen, Kalle Blomquist, die fünf Freunde, Süderhof und TKKG!
Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich einmal einen ganzen Stapel TKKG-Bücher auf den Tresen der Bücherei gelegt habe, dass die Bibliothekarin zu mir sagte: „Willst du nicht mal etwas anderes ausleihen?“
Ich war verunsichert. Was das nicht gut, was ich da ausleihen wollte? „Musste“ ich andere Bücher lesen?
Ich finde: Kinder dürfen ihre eigenen Heldengeschichten haben! Und wenn die Begeisterung für Bücher erstmal geweckt ist, überträgt sie sich bestimmt auch auf weitere Geschichten.
Hat dein Kind einen Lieblingshelden? Dann gibt es vielleicht auch Vorlesebücher dazu. Oder ihr erfindet eure eigene Gute-Nacht-Geschichte mit dem Helden deines Kindes. Wie das geht, erfährst du in diesem Blogartikel.
6. Tipp: Kuschelatmosphäre schaffen
Vorlesen bedeutet für viele Menschen: Geborgenheit tanken! Zur Ruhe kommen. Ganz nah bei den Lieblingsmenschen sein. Habt ihr schon eine gemütliche Leseecke?
Kinder finden es auch toll, an ungewöhnlichen Orten zu Lesen. Bestimmt habt ihr gemeinsam lustige Ideen!
7. Tipp: Das Sprachverständnis berücksichtigen
Kleinkinder verstehen gelesene Texte oft nicht, da ihnen das Sprachverständnis noch fehlt. Aber auch Kinder mit einer Sprachentwicklungsstörung haben manchmal (unerkannte) Probleme im Sprachverständnis.
Im Alltag ist das oft nicht zu merken. Aber beim Vorlesen! Kinder mit Sprachverständnisproblemen werden oft unruhig beim Vorlesen, stehen mitten im Text auf oder wollen ständig weiterblättern. Wenn du das merkst: Versuche Tipp Nr. 2!
Das waren meine 7 Tipps für dich, wie du bei deinem Kind die Begeisterung für Bücher wecken kannst. Ich bin gespannt, welche Erfahrungen du mit diesen Vorlesetipps machst. Schreibe mir gerne deine Ideen in die Kommentare, wie ihr die Vorlesezeit gestaltet.
Übrigens: Die Bilder stammen aus dem wunderschönen Buch „Zottel macht Urlaub“ von Claudia Burger. Vielen Dank für die Bereitstellung dieses Buches, Claudia!
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Hallo, ich bin Wiebke!
Als Logopädin bin ich Expertin für Sprachentwicklung.
Ich weiß genau, wie frustrierend es für alle sein kann, wenn ein Kind sich mitteilen möchte, aber nicht weiß, wie. Oder wenn ein Kind begeistert erzählt, aber keiner versteht, was es sagt.
Bei mir erfährst du, wie du dein Kind beim Sprechen lernen liebevoll begleiten und spielerisch stärken kannst.
Damit dein Kind aufblüht und sich wirklich verstanden fühlt.
Du hast Fragen?
Schreib mir gerne eine Nachricht.
2 Kommentare zu „7 Tipps, wie du dein Kind für Bücher begeistern kannst“
Liebe Wiebke,
ich freue mich sehr, dass meine Freunde Zottel und Floh in deinen wunderbaren Artikel springen durften und dass du so tolle Tipps gibst!
Super!
Liebe Claudia, vielen Dank, dass ich Dein Buch für diesen Blogartikel nutzen durfte.
Deine Zottelbücher gehören zu unseren Lieblingsbüchern! So ein sympathisches Monster (obwohl er Spielzeug klaut)…
Hallo, hier schreibt Wiebke!
Ich bin Logopädin, Autorin dieses Blogs und Mutter von drei Kindern. Hier findest du Infos zur Sprachentwicklung und Tipps, wie du dein Kind beim Sprechenlernen kompetent und spielerisch begleiten kannst.
Viel Spaß beim Lesen! 🤩